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NATHAN.
Und also fuhr der Richter fort, wenn ihr
Nicht meinen Rath, statt meines Spruches,
wollt:

Geht nur! Mein Rath ist aber der: ihr

nehmt

Die Sache völlig wie sie liegt. Hat von
Euch jeder seinen Ring von seinem Vater,
So glaube jeder sicher seinen Ring
Den echten. Möglich, dass der Vater nun
Die Tyrannei des einen Rings nicht länger
In seinem Hause hat dulden wollen!
Und gewisz,

Dass er euch alle drei geliebt und gleich
Geliebt: indem er zwei nicht drücken
mögen,

Um einem zu begünstigen. Wohlan!
Es eifre jeder seiner unbestochenen,
Von Vorurtheilen freien Liebe nach!
Es strebe von euch jeder um die Wette,
Die Kraft des Steins in seinem Ring, am
Tag

Zu legen.
Sanfmuth,
Mit herzlicher Verträglichkeit, mit Wohl-
thun,

Komme dieser Kraft mit

Mit innigster Ergebenheit in Gott,

Zu Hülf! Und wenn sich dann der Steine
Kräfte

Bei euern Kindes Kindes Kindern
äussern;

So lad' ich über tausend tausend Jahre,
Sie wiederum vor diesen Stuhl. Da wird
Ein weisrer Mann auf diesem Stuhle sitzen,
Als ich; und sprechen. Geht! so sagte der
Bescheidne Richter.

NATHAN.

And thus continued now the judge, if you Will not accept my advice, instead of my judgment;

You may go. Now, my advice is: to take

Matters as they are. If every one
Of you got the ring from his father,
Let every one consider it the genuine
One. Possible, that the father the
Tyranny of one no longer
Wished in his house to tolerate! For
certain

It is that he all three of you loved equally;
Not wishing to wrong two

To favour one. Well,

May you but emulate each other
In love free from any prejudice!
May every one strive to display
The talisman of the ring.

To show its power by gentleness,

The utmost concord, charity,
Sincere devotion to God,
And if then the stone's power

Should manifest itself among your chil-
dren's children;

I invite you after a thousand years,
Again before this judgment seat. A wiser
Man than I shall then sit on this chair;
To give the verdict. Go! Thus spoke the
Modest judge.

Lessing's drama, although polemical, is so tolerant, that the impartial-minded ought not object to it. It demonstrates, that all religions should be tolerated and respected. The conception is bold and philosophical. Nathan's character is a master-piece, he himself a fine venerable figure, full of dignity and teaching a lesson of toleration.

We give here a few specimens from Lessing's Fables.

DER LÖWE UND DER HASE.

Ein Löwe würdigte einen drolligen Hasen seiner näheren Bekanntschaft. Aber ist es denn wahr, fragte ihn einst der Hase, dass euch Löwen ein elender krähender Hahn so leicht verjagen kann?

Allerdings ist es wahr, antwortete der Löwe; und es ist eine allgemeine Anmerkung, dass wir grossen Thiere durchgängig eine gewisse kleine Schwachheit an uns haben. So wirst du von dem Elephanten gehört haben, dass ihm das Grunzen eines Schweines Schauder und Entsetzen erwecket.Wahrhaftig unterbrach ihn der Hase. Ja, nun begreife ich auch, warum wir Hasen uns so entsetzlich vor den Hunden fürchten.

DER ESEL UNd das Jagdpferd.

Ein Esel vergass sich, mit einem Jagdpferde um die Wette zu laufen. Die Probe fiel erbärmlich aus, und der Esel ward ausgelacht. Ich merke nun wohl, sagte der Esel, woran es gelegen hat. Ich trat mir vor einigen Monaten einen Dorn in den Fuss, und der schmerzt mich noch.

Entschuldigen Sie mich, sagte der Kanzelredner Liederhold, wenn meine heutige Predigt nicht so gründlich und erbaulich war, als man sie von dem glücklichen Nachahmer eines Mosheims und Zollikofers erwartet hätte. Ich habe, wie Sie hören, einen heisern Hals, und zwar schon seit acht Tagen.

DER AFFE UND DER FUCHS.

Nenne mir ein so geschicktes Thier, dem ich nicht nachahmen könnte ! So prahlte der Affe gegen den Fuchs. Der Fuchs aber erwiederte: Und du, nenne mir ein so geringschätziges Thier, dem es einfallen könnte, dir nachzuahmen.

Schriftsteller meiner Nation ! - Muss ich mich noch deutlicher erklären ?

DIE NACHTIGALL UND DER HABICHT.

Ein Habicht schoss auf eine Nachtigall. Da du so lieblich singst, sprach er; wie vortrefflich wirst du schmecken.

War es höhnische Bosheit, oder war es Einfall, was der Habicht sagte? Ich weis es nicht.

Gestern aber hörte ich sagen: Dieses Frauenzimmer, das so unvergleichlich dichtet, muss es nicht ein allerliebstes Frauenzimmer sein? Und das war gewiss Einfalt.

DER FUCHS UND DER STORCH.

-

Erzähle mir doch etwas von den fremden Ländern, die du alle gesehen hast, sagte der Fuchs zu dem weit gereiseten Storche.

Hierauf fing der Storch an, ihm jede Lache und jede feuchte Wiese zu nennen, wo er die schmackhaftesten Würmer und die fettesten Frösche geschmauset hatte..

Sie sind lange in Paris gewesen, mein Herr! Wo speiset man da am besten? Welche Weine haben Sie da am meisten nach Ihrem Geschmacke gefunden?

DER STIER UND DAS KALB.

Ein starker Stier zersplitterte mit seinen Hörnern, indem er sich durch die niedere Stallthüre drängte, die oberste Pfoste. Sieh einmal, Hirte, schrie ein junges Kalb; solchen Schaden thue ich dir nicht. Wie lieb wäre es mir, versette dieser, wenn du ihn thun könntest.

Die Sprae des Kalbes ist die Sprache der kleinen Philosophen. "Der böse Bayle, wie manche rechtschaffene Seele hat er mit seinen verwegenen Zweifeln geärgert!" O ihr Herren, wir gern wollen wir uns ärgern lassen, wenn jeder von Euch ein Bayle werden kann!

DER DORNSTRAUCH.

Aber sage mir doch, fragte die Weide den Dornstrauch, warum du nach den Kleidern des vorbeigehenden Menschen so begierig bist? Was willst du damit? Was können sie dir helfen?

Nichts! sagte der Dornstrauch. Ich will sie ihm auch nicht nehmen; ich will sie ihm nur zerreissen.

DER STACHELREIM.

Erast, der gern so neu als eigenthümlich spricht,
Nennt einen Stachelreim sein leidig Sinngedicht.
Die Reime hör' ich wohl, den Stachel fühl' ich nicht.

HINZ UND KUNZ.

Hinz: Was doch die Grossen Alles essen!

Gar Vogelnester, eins, zehn Thaler werth.
Kunz: Was? Nester? Hab' ich doch gehört,
Dass manche Land und Leute fressen.
Hinz: Kann sein, kann sein, Gevattersmaun
Bei Nestern fingen sie dann an.

ON A MAN IN A GIBBET.

He rests in peace when the wind does cease,
Hier ruht er wenn der Wind nicht weht.

The following is very malicious, and could, I am sure, only refer to the ladies of Lessing's time.

There is but one bad woman!
With a groan each man assents
And thinks that one his own.

Ein einzig böses Weib lebt höchstens in der Welt;
Nur schlimm, dasz jeder sein's für dieses Einz'ge hält.

John Smith forsakes his awl at last

For literary squabbles, styles himself poet, but his trade
Remains the same; he cobbles,

Es hat der Schuster Franz zum Dichter sich entzückt
Was er als Schuster that, das thut er noch; er flickt.

THE CELLAR, À PROTECTION FROM THE THUNDER STORM,
Was meint ihr? Ich suchte den Donner zu fliehen?
Ihr irrt euch; ich suche den Wein.

LESSING'S ADVICE TO CRITICS.

Be gentle and encouraging towards the Beginner, admire with doubt, doubt with admiration the Master, be repulsive and determined towards the Scribbler, contemptuous towards the Brag, and as bitter as possible with the Intriguer !

CRITICAL REMARKS ON LESSING AND HIS WRITINGS.

'What Wieland did for poetry, Lessing performed for German prose. He gave it ease and strength, combining pellucid clearness of expressiou with profundity of thought. He has the clearness of Leibnitz, with a variety and consummate finish of style which his predecessor wanted. He works out his thoughts with the precision and polish of sculptured marble. Yet the labour is not visible, for he leaves on them no mark of the chisel. With regard to his poetical gifts, he himself remarked, that he did not feel within himself 'the living spring working its way out, by its own strength, or shooting forth in pure, fresh, and glowing streams.'

The true bent of his mind was not towards the creative art, but towards the investigations of its laws, and in this department he is a giant. It is true, that even in his criticism something of the same coldness is perceptible, which we feel in his poetry. He does not readily warm into enthusiasm; he is too rigidly demonstrative, too anxious, to be the EUCLID of criticism.

In EMILIA GALOTTI, we see wit, eloquence, an appearance of symmetry and strong reasoning, yet it is essentially prosaic. Nathan der Weise a great work of art, flowed more naturally from the heart of Lessing; for it was the poetical development of certain ideas of religious toleration, which lay at the bottom of all its

N

philosophy; in painting Nathan he painted himself, or his friend Moses Mendelssohn. There is a certain pure idyllic tone of serene wisdom, a Brahmin-like character about it, which will always render it pleasing, but we cannot regard it with the same admiration with which it seems to be viewed in Germany. -Quarterly Review, 1836.

'We hear, in listening to him an animated conversation, in which, one thought, as it were, awaits another, draws out another, is relieved, prompted, corrected, developed by another; ideas follow each other playfully in rapid succession, and yet so convincing, penetrating and eloquent are they, that we are carried away as if by enchantment. We cannot help taking part in the conversation. We speak with such precision, clearness, and vivacity, as we never did before. Interruption and refutation, concession, limitation, or objection, questions and answers, doubts or expressions, follow each other rapidly, there is no idle thought, no ornamenting period, no superfluous word, nothing, which only half-expressed, leaves doubt in the mind of the hearer; every thing is, as it were, identified with our very self. See how Lessing's style created our interest, even for objects which are beyond our reach, and treat specifically on scientific objects. Who cares for Cardanus? Who for Simon Lemnius, who for the long-forgotten fable theory of Batteux. Yet see how they excite our interest, after Lessing has taken them in hand, and how we are fascinated by his style, and how gratified we feel after having read them to the end. It is this, which during the last eighty years has rendered Lessing's prose the unreached model of that kind of style, it represents the arguing about objects, just as Goethe's prose is the equally matchless model of conversing with objects.'-VILMAR's Geschichte der deutschen National Literatur.

MINNA VON BARNHELM.

Hier finden wir ganz den lebhaften raschen Dialog der älteren Stücke Lessing's wieder, ohne Ziererei und Sentenzen, ohne Pathos und Schwerfälligkeit, wir finden eine meisterhafte Anlage, eine fast durchaus rasche, bewegte, dem Ziel entgegendrängende Handlung.

Spezifisch erhaben über seine Zeit wurde das Stück dadurch, dass es zum Hintergrund die grossen weltbewegenden Begebenheiten des siebenjährigen Krieges hatte, und zum Inhalte ein nicht bloss gemachtes und ersonnenes, sondern ein wahres Leben.

Wir betrachten Minna von Barnhelm mit Recht als unser erstes Nationalbühnenstück, als ein Volksdrama und als das bedeutendste Muster der Behandlung historischer Stoffe.-VILMAR's deutsche Literatur-Geschichte, p.523.

EMILIA GALOTTI.

Den Stoff des Stückes bildet, wie Lessing sich selbst ausdrückt, die alte römische Geschichte der Virginia in veränderter Gestalt. Den Geschichtsstoff hat aber der Dichter in die neuere Zeit verlegt und mit ganz anderen

Verhältnissen umgeben; als Ort der Handlung hat er aber das Land der Gegensätze, Italien gelassen, was nur zu rechtfertigen ist; denn es treten hier ja die entgegengesetztesten Charaktere auf, der leichtbewegliche, feingebildete Prinz neben der rauhen Tugend des nur dem Ruf der Ehre folgenden Odoardo ; der arglistige, geschmeidige, wohldienerische Hofmann Marinelli neben dem schroffen, biedern Appiani; die einfache, reine und liebenswürdige Emilia, welche schon die blosse Furcht vor Verführung in den Tod treibt, neben der verführten und treulos verlassenen, stolzen und rachsüchtigen Orsina, die uns deutlich genug die Gefahr vor Augen stellt, welcher Emilia ausgesetzt ist. Ob wohl Emilia dieser Gefahr zu widerstehen vermocht hätte? Wir sind geneigt, diese Frage zu bejahen, Emilia selbst aber glaubt nicht daran; sie fühlt zu sehr die Macht dieses liebenswürdigen Verführers, sie fühlt, dass ihre Sinne erwacht sind, sie hat im Geiste und Herzen schon die Unschuld verloren und wählt nun lieber, um einer grösseren Schuld zu entgehen, freiwillig den Tod. Sie fällt nun nicht als unschuldiges Opfer; das Gefühl der Schuld ist der tragische Moment ihres Unterganges. So sehen wir aus diesem Stücke die reinste sittliche Weltanschauung hervorleuchten.-FINDEL. Klassische Periode der deutschen National-Literatur, p. 102–103.

LAOKOON.

Lessing's Laokoon gab dem künstlerischen Prinzip eine ganz neue Wendung. Er zeigte, dass die echte Kunst eine Trennung der Gattungen verlange, und dass die Dichtkunst nicht, wie man bisher angenommen, auf die Gesetze der Plastik zurückzuführen sei, sondern ein in vieler Beziehung entgegengesetztes Lebensprinzip enthalte. Die Plastik versinnlicht ruhende Zustände, die Poesie soll die Seele in der Bewegung, in der Thätigkeit zeigen, Die Griechen lehrten in ihr, dass die Kunstform nicht eine willkürliche Regel sei, sondern aus der Beobachtung der menschlichen Einbildungskraft hervorgehen müsse.-J. SCHMIDT. Literatur-Geschichte, p. 12.

WIELAND.

THIS gifted writer, the follower of Boccacio and Ariosto, the representative of the so-called Encyclopedians, has been severely judged, and deservedly condemned, for the lax spirit that pervades his early productions.

Wieland, intellectual, impressionable, petted by Göthe himself and by the highest in society, and surrounded by influences calculated to favour such tendencies, did not use worthily those gifts which Providence bestows for a wise purpose. He unfortunately considered Greece, with its lofty traditions, beautiful athletic form, refined mental culture, as the source from which he might derive food to gratify the perverse appetite of his contemporaries, and especially that of the upper classes of German society. Unlike Klopstock and Lessing, the early stars of our classical age, who, though distinct from each other in mental organisation, always remained thoroughly German in feeling, Wieland delights in moving in foreign spheres, and this alien stream running its troubled waters through all his writings, deprives them of that which should constitute the essence of a nation's literature, purity, and national character. Light, bold, dazzling, entertaining, stirring, Wieland introduces into our sober language, an effervescent

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