صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

Varus und Octavianus der Sache der von neuem im Besige ihrer Äcker Bedrohten günstig zu stimmen. Die beliebte Form des bukolischen Liedes, der Wett- oder Wechselgesang, findet sich auch bei Vergil; als Muster eines solchen amöbäischen Liedes sei die Ecloge VII angeführt. Die Georgica (Georgicon libri IV), deren Entstehung in die Zeit des Aufenthaltes Vergils in Kampanien fällt und auf deren Ausarbeitung und Ausfeilung der Dichter sieben Jahre verwendete, sind ein didaktisches Gedicht1) und haben die italische Landwirtschaft zum Gegenstande; das erste Buch handelt vom Ackerbau, das zweite von der Baumzucht (mit besonderer Hervorhebung der Weinkultur), das dritte von der Viehzucht, das vierte von der Bienenzucht. In solchem Umfange hatte weder ein griechischer noch ein lateinischer Dichter vor Vergil diesen Gegenstand behandelt; in Prosa hatten de re rustica vor Vergil M. Porcius Cato Censorius (234-149 v. Chr.) und M. Terentius Varro Reatinus (116-26 v. Chr.) geschrieben. Mit Recht darf sich Vergil (Georg. II 175) rühmen, mit seinem Lehrgedichte der römischen Poesie ein neues Gebiet eröffnet zu haben, und wenn er bei dieser Gelegenheit seine Georgica ein carmen Ascraeum nennt, so will er sich damit nicht als einen Nachahmer des Hesiod (aus Ascra in Boeotien) bezeichnen, sondern nur sagen, daß er der erste sei, der den Römern Regeln und Vorschriften über die Landwirtschaft in poetischer Form gebe, wie es bei den Griechen Hesiod in seinen "Epya zai huépa gethan. Vergil widmete die Georgica, das formvollendetste Erzeugnis seiner Muse, in welchem er den lehrhaften Grundton bald durch Naturschilderungen, bald durch größere oder kleinere Episoden angenehm zu unterbrechen und zu beleben weiß, dem Maecenas, auf dessen Anregung er sie auch gedichtet haben soll, um den damals in Verfall geratenen Landbau bei den Römern wieder „zu Ehren zu bringen". Vergils leztes und größtes Werk ist die Aeneis, das Heldengedicht von dem Troer Aeneas, dem Ahuherrn Roms und des in Augustus zur Weltherrschaft gelangten Julischen Geschlechtes. In zwölf Büchern besingt Vergil die Frrfahrten seines Helden bis zu dessen Landung in Italien (1. bis 6. Buch) und die Kämpfe, die derselbe in Latium zu bestehen hatte, um in dem ihm und seinen Nachkommen verheißenen Lande festen Fuß zu fassen (7. bis 12. Buch); 2) dabei

1) Im Lehrgedichte hatte Vergil unter den Römern den T. Lucretius Carus (98–55 v. Chr.), der ein Gedicht 'De rerum natura' in Herametern schrieb, zum Vorgänger.

2) Von den zwölf Büchern der Aeneis entsprechen die ersten sechs dem Inhalte nach der Odyssee, die letzten sechs der Iliade des Homer. Auch

nimmt der Dichter jede Gelegenheit wahr, die Großthaten, Sitten, Einrichtungen und Gebräuche des römischen Volkes, sowie dessen damaligen Imperator, seinen Gönner und Beschüßer, zu verherrlichen. Schon vor Vergil hatte die epische Dichtung bei den Römern Pflege gefunden; Livius Andronicus (um 240 v. Chr.) übersezte die Odyssee des Homer ins Lateinische (im saturnischen Versmaß), Cn. Naevius

sonst hat Bergil den griechischen Meister des Epos vielfach nachgeahmt. Im Nachstehenden seien einige der auffälligsten Ähnlichkeiten in Bezug auf die Komposition der epischen Erzählung angeführt. Im ersten Buche erinnern der Seesturm und die Wehklage des Aeneas (V. 81-102) an Od. V 290 f., die Schilderung der Bucht, wo Aeneas landet (V. 159–169), an den Phorkyshafen Od. XIII 96 f., die Begegnung des Aeneas mit Venus (V. 305–417) an Odysseus' Begegnung mit Athene Od. VII 19 f., das Gastmahl in Karthago zu Ehren der trojanischen Gäste an das bei Alkinoos dem Odysseus zu Ehren veranstaltete (der bei jenem Mahle singende Jopas ist der Demodokos bei dem Mahle auf der Phaeakeninsel). Im zweiten und dritten Buche läßt Vergil seinen Helden die Einnahme von Troja und seine weiteren Erlebnisse bis zur Landung in Karthago erzählen, wie bei Homer (Od. IX-XII: 'Aλzívov áñóλoyot) Odysseus den Phaeaken seine Abenteuer auf der Rückkehr von Troja bis zu seiner Ankunft bei ihnen erzählt. Die Leichenspiele im fünften Buche sind den 20λa èñì Hatpózλw im 23. Gesange der Iliade nachgebildet (an Stelle des Wagenrennens tritt bei Vergil ein Wettfahren der Schiffe). Für das sechste Buch, in welchem Aeneas in die Unterwelt hinabsteigt, diente Vergil die Nézvia des Homer (Od. XI) zum Vorbilde. Im siebenten Buche ist die Aufzählung der italischen Streitkräfte, die sich zum Kampfe mit den Trojanern sammeln, ebenso die der Aeneas begleitenden etruskischen Schiffe im zehnten Buch, eine Nachahmung des Schiffskataloges am Ende des zweiten Gesanges der Iliade. Der Schild des Aeneas im achten Buche hat sein Vorbild in dem des Achilles bei Homer II. XVIII. Der Zug der Latinerinnen in den Minervatempel (XI 478 f.), vollends deren Gebet, erinnert an II. VI 305 f., die Truggestalt des Aeneas (X 634 f.) an das ɛïdwλov ebendesselben bei Homer (II. V 449 f.), der Abschluß des Vertrages und der Bruch desselben durch den Speerwurf des Tolumnius im zwölften Buche an die öpzor des dritten und an die ópzíwv obyxvois (durch den Pfeilschuß des Pandaros) des vierten Gesanges der Iliade. Daß unser Dichter auch die epische Darstellungsweise des Homer, seine Diktion im allgemeinen und seine Bilder im besonderen, nachahmt, und daß er sich den ganzen technischen Apparat der Homerischen Epen zu eigen gemacht hat, kann hier bloß kurz erwähnt werden; es wird Sache des Schülers sein, bei der Lektüre darauf von Fall zu Fall zu achten.

[ocr errors]

(um 230 v. Chr.) erzählte den ersten punischen Krieg in einem gleichfalls in saturnischen Versen abgefaßten Epos, D. Ennius aus Rudiae in Kalabrien (239-169 v. Chr.) dichtete in Herametern 18 Bücher Annales, worin er die Geschichte Roms von Aeneas' Ankunft in Italien bis auf seine Zeit führte, M. Terentius Varro Atacinus (um 50 v. Chr.) schrieb ein bellum Sequanicum. Aber erst dem durch das Studium der griechischen Epiker, namentlich des Homer, gewonnenen höheren Kunstverständnisse und geläuterten Geschmacke Vergils gelang es, den Römern ein Nationalepos in einer Form zu geben, die für die Epiker der Folgezeit maßgebend geblieben ist. Vergil nahm die Aeneis bereits in der Zeit in Angriff, wo er mit der Abfassung der Georgica beschäftigt war; doch war es ihm nicht beschieden, an dieses Hauptwerk seines Lebens die leßte Feile anzulegen. Man erzählt, daß der Dichter, als er sich dem Tode nahe fühlte, die Absicht gehabt habe, das unfertige Werk zu verbrennen, jedoch durch seine Freunde Plotius Tucca und L. Varius daran verhindert worden sei; diese haben dann, wie einige Grammatiker berichten, nach dem Tode des Dichters die Aeneide herausgegeben, wobei sie nur die vier Eingangsverse (Ille ego. bis at nunc horrentia Martis) und eine größere Partie des zweiten Buches (V. 567 bis 588) strichen, selbst nichts hinzuthaten.

Zum Schlusse noch eine kurze Bemerkung über Vergils Verhältnis zu den beiden Richtungen, welche in der Poesie der Augusteischen Zeit einander bekämpften. Vergil war, wie aus dem oben bei den einzelnen Werken des Dichters über dessen Studium der betreffenden griechischen Muster Gesagten hervorgeht, ein entschiedener Anhänger der neuen Richtung, deren beredtester Wortführer Horaz war und welche durch) Nachahmung der hellenischen Vorbilder die höchste Formvollendung anstrebte, während die Gegner dieser Richtung sich in den Geleisen der alten nationalen Dichtungsweise weiter bewegten.

Inhalt der Aeneis.

I. Nach Bezeichnung des Helden seines Gedichtes und Anrufung der Muse (V. 1-11) gibt der Dichter in den Versen 12-33 die Ursachen des Hasses der Götterkönigin gegen Aeneas an und beginnt dann mit V. 34 die Erzählung.

Auf der Fahrt von Sizilien nach Italien überfällt Aeneas ein Heftiger Sturm, den der Windgott Acolus auf Verlangen der Juno erregt hat. Neptunus beschwichtigt den Sturm, und Aeneas rettet sich mit einem Teile seiner Schiffe in eine Bucht an der Nordküste von Afrika. Als er am folgenden Tage mit Achates auf Kundschaft aus

geht, kommt ihm im Walde seine Mutter Venus in Gestalt einer karthagischen Jägerin entgegen. Von dieser über Land und Leute belehrt, gelangt er in die (im Entstehen begriffene) Stadt Karthago, wo er mit einigen seiner im Sturme verloren geglaubten, inzwischen an einer anderen Stelle derselben Küste gelandeten Genossen zusammentrifft und von der Königin Dido freundlichst empfangen wird. Den Gästen zu Ehren findet ein Festmahl im Palaste statt. Venus, die den Wankelmut der Karthager fürchtet, entrückt den zu dem Mahle von den Schiffen geholten Sohn des Aeneas Ascanius nach einem ihrer Lieblingssige und sezt an dessen Stelle ihren Sohn Amor, welcher als Ascanius vor Dido erscheint und dieselbe ganz für Aeneas einnimmt. Auf die Aufforderung der Königin erzählt Aeneas den Fall Trojas und die Abenteuer, welche er bis zu seiner Landung im karthagischen Gebiete zu Wasser und zu Land bestanden hat.

Der Inhalt dieser Erzählung (II, III) ist kurz folgender:

II. Nach Erbauung eines hölzernen Pferdes, das die tapfersten Helden des Heeres in sich birgt, haben sich die Griechen von Troja zurückgezogen. Während die Trojaner über das Pferd beraten, wird der Grieche Sinon herbeigeschleppt; durch dessen ränkevolle Rede bethört, eilen die Trojaner, das Pferd in die Stadt zu ziehen, umsomehr, als Laokoon, der zu dessen Vernichtung aufgefordert hat, vor ihren Augen durch zwei vom Meere hergekommene Schlangen mitsamt seinen beiden Söhnen getötet wird. In der auf das Freudenfest folgenden Nacht entsteigen die Griechen dem Pferde und lassen das übrige mittlerweile durch ein Feuerzeichen des Sinon herbeigerufene Heer zu den Thoren herein. Aeneas erhält durch einen Traum, in welchem ihm Hektor erscheint, Kunde davon; er schart Leute um sich, um die Burg zu halten. Doch alle Gegenwehr ist umsonst; Aeneas sieht die Griechen in den Palast des Priamus eindringen, Priamus selbst am Altare fallen. Von Venus an die Gefahren der Seinen erinnert, eilt er jezt in sein Haus, um mit ihnen zu fliehen. Mit dem lahmen, greisen Vater Anchises auf dem Rücken, dem Sohne an der Hand, begleitet von seiner Gattin Kreusa, tritt Aeneas die Flucht an und kommt glücklich aus der Stadt heraus. Da bemerkt er, daß Kreusa fehlt. Er kehrt in die Stadt zurück, um sie zu suchen. Kreusa erscheint ihm in überirdischer Gestalt, teilt ihm mit, daß die Göttermutter sie in ihr Gefolge aufgenommen habe, und entläßt ihn mit einem Hinweise auf die neue Heimat, die er im Westen finden soll. III. Im nächsten Frühjahre verläßt Aeneas mit einigen Schiffen den Boden der Heimat. Das Westland suchend, gelangt er nach Thrazien, nach Delus zum Könige Anius, nach Kreta, zu den Inseln der

Harpyien, nach Epirus, wo er den Trojaner Helenus und Hektors Witwe Andromache antrifft. Von dem Seher Helenus über die weitere Reise unterwiesen, sezt er nach Italien über und segelt an der Ostküste der Halbinsel entlang weiter; mit Vermeidung der Scylla und Charybdis landet er bei den Kyklopen (am Aetna in Sizilien). Hier nimmt er den Achaemenides, einen Gefährten des Ulixes, auf, der ihm von Polyphemus und Ulixes erzählt, und fährt an der Südküste der Insel hin bis in die Gegend von Drepanum, wo Anchises stirbt. Als Aeneas von hier die Westküste Italiens zu erreichen sucht, verschlägt ihn der Sturm nach Karthago.

IV. Didos Teilnahme für den Helden hat sich zu heftigster Liebe, die auch Aeneas erwidert, gesteigert. Juno fördert diese Leidenschaft, um Aeneas dauernd an Karthago zu fesseln. Seiner Bestimmung vergessend, giebt sich dieser einem müßigen Wohlleben hin, bis ihn die durch Mercurius übermittelten Befehle des Juppiter zur Weiterfahrt zwingen. Mit Schmerz reißt er sich los; die verlassene Dido giebt sich unter Verwünschungen des Ungetreuen den Tod.

V. Wieder treibt ein Sturm Aeneas von seinem Ziele weg; er landet in Sizilien bei dem Trojaner Akestes (unfern des Berges Eryr). Zu Ehren seines im Vorjahre in dieser Gegend verstorbenen Vaters veranstaltet er eine Totenfeier mit Kampfspielen. Während derselben zünden die trojanischen Frauen, aufgestachelt von Fris, der Botin der Juno, die Flotte an; doch gehen bloß vier Schiffe zu Grunde, da ein Regen, welchen Juppiter auf Aeneas' Flehen sendet, den Brand löscht. Dem Rate des Nautes folgend, läßt Aeneas einen Teil seiner Gefährten bei Akestes zurück (Gründung von Segesta) und bricht mit dem Reste nach Italien auf. Während der Fahrt verliert er seinen Steuermann Palinurus, der, ein Opfer für Neptunus, von dem Schlafgotte in die Fluten gestürzt wird, und erreicht, unter dem Schuße des Meergottes an den Sirenenfelsen vorübersegelnd, Italien, woselbst er in der Nähe von Cumae ans Land geht.

VI. Hier sucht er, eingedenk der Weisungen des Helenus und des Anchises, die Seherin Sibylla auf, die ihn über die nächste Zukunft belehren und in die Unterwelt führen soll, zu welcher sich der Eingang in der Nähe befindet. Sibylla prophezeit ihm einen blutigen Krieg in Latium. Nachdem Aeneas im Haine der Hekate den goldenen Zweig, der zum Betreten der Unterwelt berechtigt, unter Führung eines von Venus gesandten Taubenpaares gefunden und den inzwischen von Aeolus ins Meer gestürzten Misenus bestattet hat, wird der Gang in das Totenreich angetreten. Sibylla führt Aeneas durch alle Räume desselben. Er trifft mit Palinurus, mit Dido, mit Deiphobus

« السابقةمتابعة »